Selbstständigkeit fördern – ohne das Kind ins kalte Wasser zu werfen

Apr 10, 2025
Vater erklärt Tochter etwas

 Kennst du das? Dein Kind will etwas Neues ausprobieren, einen großen Schritt in Richtung Selbstständigkeit machen – und du spürst plötzlich diesen inneren Widerstand?

"Ist mein Kind wirklich schon so weit?"
"Was, wenn etwas schiefgeht?"
"Soll ich es wirklich alleine machen lassen?"


 

Genauso ging es mir, als meine Tochter mit 11 Jahren beschloss, auf eine Schule in Niederösterreich zu gehen – eine Stunde mit Zug und Bus entfernt von Wien. Jeden Tag zwei Stunden hin- und herfahren - Allein! 

Von Anfang an war klar:
Wenn sie in diese Schule will, dann muss sie alleine in die Schule fahren.

Und sie wollte.

Sie hatte sich diese Schule selbst ausgesucht. Ihre Freundin vom Kindergarten ging auch dort hin. Es gab einen Kunstschwerpunkt. Sie war hochmotiviert.

Ich hingegen hatte anfangs ein ganz anderes Gedankenkarussell im Kopf:

"Was, wenn sie den Zug verpasst?"
"Was, wenn sie in den falschen Bus steigt?"
"Was, wenn sie jemand blöd anredet oder etwas passiert?"

Es war für mich eine echte Herausforderung, ihr das zuzutrauen.

Aber ich wusste auch: Wenn ich ihr das nicht zutraue, wie soll sie dann selbst an sich glauben?


 

Selbstständigkeit entsteht Schritt für Schritt

Wir denken oft, Kinder lernen Selbstständigkeit, indem wir sie ins kalte Wasser werfen.

Aber das stimmt nicht.

Kinder brauchen Vorbereitung, Begleitung und das Gefühl, dass wir an sie glauben.


 

Vorbereitung statt Überforderung

Anstatt zu sagen „Das schaffst du schon!“ und sie einfach loszuschicken, haben wir uns gemeinsam vorbereitet:

  • Wir sind die Strecke gemeinsam gefahren, damit sie ein Gefühl für den Ablauf bekommt.
  • Ich habe ihr gezeigt, wo sie sich Hilfe holen kann, falls sie sich nicht sicher ist.
  • Wir haben darüber gesprochen, was sie tun kann, wenn sie den Zug verpasst oder eine Verspätung hat.
  • Wir haben sogar durchgespielt, was passiert, wenn ihr Handy mal ausfällt.

Ergebnis: Sie fühlte sich sicherer – und ich auch.


 

 

Unterstützung statt Kontrolle

Wichtig war mir: Sie sollte sich selbstständig, aber nicht allein gelassen fühlen.

Das heißt:

  • Sie konnte mich jederzeit anrufen.
  • Ich habe ihr keine Angst gemacht, sondern ihr Mut zugesprochen.
  • Ich habe sie nach der Schule gefragt, wie es war – aber ohne sie auszufragen.

Das hat sie bestärkt, ohne sie unter Druck zu setzen.


 

Vertrauen ist der Schlüssel

Ich werde nie vergessen, wie stolz sie nach ihrer ersten Woche war.
Sie hatte es geschafft – ganz allein!

Und ich?
Ich war auch stolz.
Aber auch ein bisschen emotional.

Weil mir bewusst wurde: Selbstständigkeit bedeutet auch, dass sie mich ein kleines Stück weniger braucht.

Aber genau das ist unser Job als Eltern:
Unsere Kinder so zu begleiten, dass sie sicher, mutig und selbstständig ins Leben gehen können.


 

Wie du dein Kind Schritt für Schritt in die Selbstständigkeit begleitest

Bereite dein Kind vor – statt es zu überfordern.
Lass es in kleinen Schritten wachsen – statt alles auf einmal zu erwarten.
Biete Rückhalt – ohne Kontrolle.
Zeige ihm, dass du an es glaubst.

Denn Kinder brauchen kein kaltes Wasser – sondern eine Brücke, die sie sicher zum anderen Ufer führt.

Wenn du lernen möchtest, wie du dein Kind liebevoll in die Selbstständigkeit begleitest, dann schau auf meiner Lernplattform vorbei. Dort findest du viele praktische Methoden und Begleitstrategien für diesen wichtigen Schritt.

Alles Liebe & hoffentlich bis bald

Deine Nadja