Ostern – Warum Familienfeste uns oft in unserer Elternrolle herausfordern
Apr 20, 2025
Inside-Story mit meiner Tochter, damals 8 Jahre alt, KW 16 2025
Ostern – das ist schon ein paar Jahre her. Ich erinnere mich noch gut, wie ich mir damals vorgenommen hatte: Dieses Jahr wird’s entspannt. Kein Stress, keine 1000 Erwartungen, kein "Ich muss alles perfekt machen". Aber – du ahnst es vielleicht – es kam natürlich anders.
Wir waren bei meiner Mutter eingeladen. Großes Osterfrühstück, Nestersuche, bunte Eier – das volle Programm. Meine Tochter, damals acht Jahre alt, hatte sich schon tagelang auf den Osterhasen gefreut. Und sie hatte sehr genaue Vorstellungen: ein quietschbuntes Plastikspielzeug – irgendein Hype aus der Werbung.
Ich hatte mich bewusst dagegen entschieden. Stattdessen bekam sie etwas anderes: ein super cooles Spiel mit Figuren, kooperativ, kreativ, pädagogisch durchdacht – und absolut liebevoll ausgewählt und andere Kleinigkeiten.
Aber eben nicht das was sie sich gewünscht hatte. Es war, als würde für sie kurz die Welt stehen bleiben. Tränen stiegen ihr in die Augen. Dann kam der Gefühlssturm: „Das ist nicht das, was ich wollte! Ich hab’s mir sooo gewünscht! Der Osterhase hat's falsch gemacht!"
Ich wollte gerade zu ihr hin, mich auf Augenhöhe begeben, da stand mein Mutter schon neben uns. Voller Mitgefühl, voller Aktionismus:
"Ach Maus, das tut mir leid! Weißt du was – wir kaufen dir morgen das andere, ja? Oder ich geb dir das Geld dafür, dann kannst du's dir selbst aussuchen. Hauptsache, du bist nicht mehr traurig, okay?"
Und obwohl ich wusste, wie sehr sie helfen wollte – wie sehr sie es gut meinte – spürte ich in mir einen klaren Impuls: Stopp.
Denn genau jetzt braucht mein Kind nicht sofort eine Lösung. Sondern einen Menschen, der einfach bei ihr bleibt. Der mit ihr aushält, dass gerade etwas weh tut. Dass ein Wunsch nicht erfüllt wurde. Dass das enttäuschend ist – und dass das okay ist.
Ich legte die Hand auf ihren Rücken, schaute meine Mutter freundlich an und sagte ruhig: "Danke, Mama. Aber wir bleiben jetzt erstmal einfach hier. Ich bin da. Und sie darf traurig sein."
Meine Tochter ließ sich in meine Arme fallen. Ich sagte leise:
"Du bist enttäuscht, stimmt’s? Du hast dir etwas ganz Bestimmtes gewünscht – und jetzt fühlt sich das andere Geschenk einfach falsch an."
Sie nickte. Tränen liefen. Und ich war einfach da.
Nach ein paar Minuten atmete sie ruhiger. Sie drückte sich an mich, wir schauten uns das Spiel doch nochmal gemeinsam an – und irgendwann wurde aus dem Widerstand Neugier. Der Sturm war vorbei. Weil sie durch ihn hindurch durfte. Mit mir.
Und dann kam noch Variante zwei.
Später beim Kaffee, als meine Tochter längst wieder friedlich neben mir saß, kam mein Vater zu mir. Er hatte die Szene vorher mitbekommen und sagte:
"Ach komm, da hättest du sie auch mal einfach weinen lassen können. Die hätte sich schon wieder beruhigt. Die muss halt lernen, dass sie nicht immer alles kriegt."
Und da war er. Dieser zweite Moment, den so viele Eltern an Familienfesten kennen: Die Erziehungs-Kommentare von außen.
Ich spürte kurz, wie sich in mir alles zusammenzog. Aber ich blieb bei mir. Und bei meiner Tochter.
Ich sagte nur: "Sie darf traurig sein. Und ich begleite sie dabei. Das ist alles."
💡 Was ich daraus wieder gelernt habe:
Familienfeste bringen oft verschiedene Generationen, Prägungen und Werte an einen Tisch – und genau das kann unglaublich herausfordernd sein. Vor allem, wenn es um unsere Kinder geht.
Was hilft?
✨ 1. Bereite dich innerlich vor. Erinnere dich daran, dass DU heute die Elternrolle trägst. Nicht deine Mutter, nicht dein Onkel, nicht deine Schwiegermutter.
✨ 2. Deine Haltung ist dein Anker. Wenn du spürst: "Ich will meinem Kind gerade mit Verständnis begegnen" – dann bleib dabei. Auch wenn andere das nicht verstehen.
✨ 3. Du darfst klare Grenzen setzen. Ein einfaches: "Danke, aber ich begleite das auf meine Weise" reicht oft schon, um für dich und dein Kind einzustehen.
✨ 4. Du musst dich nicht rechtfertigen. Du darfst erklären – aber du musst dich nicht verteidigen. Bindungsorientierte Elternschaft ist kein Wettbewerb. Sie ist eine Haltung.
✨ 5. Nimm dir hinterher Zeit zur Selbstfürsorge. Familienfeiern kosten oft mehr Energie als man denkt. Ein bisschen Rückzug, eine Tasse Tee, ein Spaziergang – all das darf sein.
🌷 Fazit: Ostern – oder jedes andere Familienfest – muss kein perfektes Bilderbuch-Event sein. Es darf echt sein. Und es darf emotional sein.
Unsere Kinder brauchen keine perfekten Feiertage. Sie brauchen uns – präsent, liebevoll, klar.
Und manchmal bedeutet das, gegen alte Muster aufzustehen. Für unser Kind. Und für uns selbst.
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Denn wir müssen nicht perfekt sein. Und wir müssen vor allem nicht alles allein schaffen!
Wir können jeden Tag ein bisschen bewusster handeln. 🧡
Alles Liebe & bis bald
Deine Nadja