"Halt den Schnabel und spitz die Ohren" - Wie ein harmloser Morgen fast in einer Beziehungskrise endete!

Mar 10, 2025

Kennst du das? Diese Momente, in denen dein ganzes Leben eh schon stressig ist, du eigentlich keine Kapazitäten mehr hast – und dann reicht ein kleiner Funke, und plötzlich steckst du in einem Konflikt, der völlig außer Kontrolle gerät?

So einen Morgen hatte ich vor ein paar Tagen mit meinem Verlobten. Und obwohl mein Partner und ich beide Kommunikationstrainer sind und die meiste Zeit richtig gut miteinander kommunizieren können, sind wir an diesem Morgen in eine klassische Falle getappt.

Hier ist die ganze Geschichte.


 

Drei Wochen Dauerstress und ein Funken, der alles entzündet

Ich war die letzten Wochen an meiner absoluten Belastungsgrenze. Seit drei Wochen war ich dauererkältet, aber nie so richtig krank, dass ich mir eine Pause gegönnt hätte. Ich habe vor einem halben Jahr meine Selbstständigkeit gestartet, leite eine NGO in Afrika, betreue meine ehemaligen Pflegetöchter weiterhin wöchentlich und versuche gleichzeitig, meiner eigenen Teenager-Tochter gerecht zu werden. Mein Verlobter ist ein Engel – er hält mir den Rücken frei, schmeißt den Haushalt, kocht, arbeitet 40 Stunden und macht selbst gerade nebenbei noch eine Weiterbildung. Wir sind ein starkes Team, aber ganz ehrlich? Im Moment sind wir beide oft einfach nur erschöpft.

An diesem Wochenende kam dann noch der Abschiedsstress dazu: Unsere Tochter sollte am Sonntag für eine Woche auf Skikurs fahren, ich selbst hatte eine intensive Arbeitswoche in den Bergen geplant, um die Zeit ohne Kind zu Hause zu nutzen. Mein Verlobter wollte endlich mal etwas Zeit für sich haben, um wieder aufzutanken.

Samstagabend – eigentlich hätte ich noch packen müssen, aber wir beschlossen, den Abend als Familie mit einem Film zu verbringen, um noch etwas "Quality-Time" einzubauen. Bevor wir uns alle aufs Sofa kuschelten, fragte ich noch:

"Habt ihr für morgen alles gecheckt?"

Mein Verlobter und meine Tochter nickten.

"Ja, haben wir besprochen. Müssen um 7:50 aufstehen, dann haben wir genug Zeit."

Mein erster Impuls war: Haben sie wirklich an alles gedacht? Aber dann dachte ich mir: Komm, lass los. Du musst nicht immer alles kontrollieren. Also vertraute ich darauf.

Fehler Nummer eins.


 

Der Morgen, an dem alles schiefging

7:50 Uhr. Der Wecker klingelt. Ich stehe auf, ziehe mich an – und dann schießt es mir durch den Kopf:

"Wer geht eigentlich mit dem Hund?"

Ich frage nach. Mein Verlobter schaut mich an:

"Die Morgenrunde machst doch du."

Ähm … ja unter der Woche, aber am Wochenende ist das eigentlich die Aufgabe unserer Tochter. Und wenn sie es nicht kann, sollte sie jemanden darum bitten, es zu übernehmen. Was nicht passiert ist.

Erster Stressmoment.

Mein Verlobter zieht sich schnell an und geht mit dem Hund. Ergebnis: Zehn Minuten Runde. Viel zu kurz für einen Hund, der gleich vier Stunden mit mir im Auto sitzen wird. Ich ärgere mich. Aber gut. Kann passieren. Ist mir auch schon passiert. Versuch, es abzuhaken. 

Dann der nächste Punkt:

"Leyla, hast du Jause für den Skikurs? Du bekommst erst Abends etwas zu essen."

Blanker Blick. Mein Verlobter auch: "An das habe ich nicht gedacht."

Also ab zum Bäcker. Zeitplan? Jetzt schon mehr als eng.

Und dann das nächste Problem: Die Packliste wurde nicht noch einmal kontrolliert. Ich checke kurz nach – Sonnencreme fehlt, E-Card liegt auch nicht im Rucksack. Langsam werde ich richtig wütend.

In meinem Kopf hämmert es:

"Einmal gebe ich etwas ab, und dann funktioniert NICHTS!"
"Mental Load? Bleibt natürlich wieder alles an mir hängen!"
"Warum kann ich mich einfach NIE darauf verlassen, dass alles läuft?"

Rational weiß ich: Das ist übertrieben - lauter Killerworte in meinen Gedanken - NIE, IMMER, ALLES! Das ist ein altes Muster, getriggert aus meiner Vergangenheit mit einem sehr unverlässlichen Partner an der Seite und später als Alleinerziehende, wo ich wirklich in den meisten Fällen für alles allein verantwortlich war. Plötzlich sehe ich nur noch ROT.

Und dann passiert, was in solchen Situationen fast immer passiert:

Ich feuere eine Du-Botschaft ab.

"Hast DU nicht gestern gesagt, du hast alles vorbereitet?"

Mein Verlobter – ebenfalls getriggert – geht sofort in den Verteidigungsmodus. 

"Jetzt reg dich nicht auf. Es geht sich doch eh alles aus. Du machst komplett unnötig Stress."

Feuer trifft auf Feuer. Trigger trifft auf Trigger. 

Minute für Minute eskaliert es weiter, bis er mitten auf dem Weg zum Skikurs das Auto anhält und schreit: "Wenn du nicht sofort aufhörst, steige ich aus und fahr nach Hause."

Master-Trigger gedrückt.

Es kommt wie es kommen muss. Auf die Drohung folgt der Gegenangriff! Er steigt aus und fährt nach Hause.

Ich fahre unsere Tochter allein zum Bus. Ich erkläre ihr sachlich, was hier gerade passiert ist. Mit ihr kann ich ruhig über die Situation sprechen - sie ist ja nicht der Auslöser meiner Trigger. Ich möchte sie beruhigen und ihr versichern, dass wir das zu Hause in Ruhe klären werden. Sie ist entspannt. 


 

Reflexion auf der Autofahrt: Was ist hier gerade passiert?

Während ich zurückfahre, versuche ich, die Situation noch einmal für mich zu reflektieren.

1️⃣ Ich habe mit Schuldzuweisungen begonnen.
2️⃣ Er hat sich durch meine Kritik angegriffen gefühlt.
3️⃣ Beide haben wir unsere Trigger nicht erkannt und konnten einander nicht emotional abholen.

Ich atme durch. Versuche, runterzukommen. Zuhause will ich mit ihm in Ruhe reden.

Aber das geht erstmal total in die Hose.

Er ist noch zu in der Emotion. Ich versuche, sachlich zu analysieren – er fühlt sich dadurch nur noch mehr kritisiert. Ich versuche auf der Sachebene zu sprechen - er hört alles auf der Beziehungsebene!

Dann sagt er:

"Wolltest du nicht schon längst los? Warum räumst du jetzt die Küche auf?"

BAM! Mein nächster Trigger - Sacheben adé! 

In mir kämpft ein altes Beziehungsmuster und ein tiefer Schutzmechanismus wird aktiviert: „Ich brauche eh niemanden. Ich schaffe alles allein.“ Ich will einfach nur wegfahren und die Tür hinter mir zuschlagen.

Aber nein. Das will ich nicht mehr. Ich will nicht weglaufen. Ich will Beziehung. Ich will Bindung. Also entscheide ich mich bewusst, das jetzt anders zu machen.


 

Erstmal runterkommen – dann reden

Ich gehe ins Badezimmer, spritze mir kaltes Wasser ins Gesicht.

➡️ Warum hilft das? Weil der Kältereiz unser Nervensystem beruhigt und uns aus der Stressreaktion holt.

Dann schüttele ich Arme und Hände aus.

➡️ Warum hilft das? Weil der Körper so angestaute Energie abbaut – genauso, wie sich Tiere nach einer Gefahrensituation schütteln.

Ich atme tief durch. Nutze die Gedanken-Stopp-Technik, um nicht in meiner Wut stecken zu bleiben.

➡️ Warum hilft das? Weil unser Gehirn in solchen Momenten in Dauerschleife läuft. Ein bewusstes "Stopp" setzt einen neuen Fokus.

Das dauert ca. 5 Minuten. Dann bin ich bereit für einen weiteren Versuch.

Ich gehe zu ihm aufs Sofa und kuschle mich einfach an ihn.

Im ersten Moment komisch, aber dann wird es vertraut. Erstmal nur atmen. Ankommen.

Dann fangen wir an zu reden. Keine Schuldzuweisungen mehr. Ich-Botschaften.

Ich: "Es verletzt mich, wenn du mich so gehen lässt. Ich will mich nicht so für eine Woche trennen. Das macht mich unglaublich traurig."

Er: "Ich war gerade einfach total hilflos. Ich weiß nicht, was ich tun soll."

Und auf einmal ist die Spannung raus. Wir sind wieder auf Augenhöhe.

Jetzt können wir reflektieren.


 

Und dann kommt die Erkenntnis:

Das alles war ein Missverständnis.

Mein Verlobter hatte NIE gesagt, dass er sich um alles kümmert. Er hatte nur mit unserer Tochter die Weckzeit besprochen. Ich hatte hineininterpretiert, dass alles andere auch organisiert wurde.

➡️ Das passiert in Kommunikation ständig!

Was wir hören, ist oft nicht das, was die andere Person gesagt hat.

Dieses Phänomen erklärt das Vier-Ohren-Modell von Schulz von Thun! 

Denn am Ende geht es nicht darum, ob wir uns streiten – sondern ob wir die Kurve kriegen.

Denn genau hier scheitern viele Paare.
Wenn wir diese Mechanismen nicht verstehen, passiert Folgendes:

🔥 Der Streit bleibt ungelöst. Jeder geht verletzt auseinander, zieht sich zurück – und die Distanz wächst.
🔥 Groll staut sich an. Der Frust wird nicht verarbeitet, sondern taucht beim nächsten Konflikt umso heftiger wieder auf.
🔥 Das Vertrauen schwindet. Wenn wir immer wieder erleben, dass wir nicht verstanden oder abgeholt werden, entsteht das Gefühl: „Mit dir kann ich nicht mehr reden.“
🔥 Wir leben nur noch nebeneinander her. Statt ein Team zu sein, verfallen viele Paare in einen Kreislauf aus Vorwürfen, Rückzug und Resignation – und irgendwann bleibt nur noch die Frage: „Wie sind wir hier gelandet?“

Doch es muss nicht so sein.

Kommunikation ist erlernbar. Du kannst lernen, deine eigenen Emotionen zu regulieren, Streit rechtzeitig zu deeskalieren und Missverständnisse aufzulösen, bevor sie eure Beziehung langfristig belasten.

Auf meiner Lernplattform zeige ich dir Schritt für Schritt, wie du diese Techniken für dich und deine Familie nutzen kannst.

Damit deine Beziehung ein sicherer Hafen bleibt – und nicht ein ständiges Schlachtfeld. ❤️


 

Ich hoffe, dieser Artikel hilft dir, deine eigenen Konflikte aus einer neuen Perspektive zu sehen.

Wenn du tiefer in diese Themen eintauchen willst, schau unbedingt auf meiner Lernplattform vorbei!

Alles Liebe & hoffentlich bis bald  

 Deine Nadja