Familienroutinen – BESONDERS, wenn alles drunter & drüber geht!
Apr 24, 2025
Inside-Story aus meinem Mama-Alltag – KW 17, 2025
In den letzten Wochen habe ich richtig viel gearbeitet. Und mit „richtig viel“ meine ich: über zehn Stunden am Tag. Meine Teenager-Tochter kommt grundsätzlich gut allein zurecht – sie ist selbstständig, organisiert sich ihre Schulaufgaben, geht drei Mal pro Woche zum Handballtraining und steht morgens zuverlässig auf. Wir haben wirklich klare Routinen. Bei uns gibt es einen Wochenplan, einen Lernplan, eine Monatsübersicht und ihren Stunden- und Trainingsplan. Und trotzdem ist etwas passiert, das mir nochmal so deutlich gezeigt hat: Nicht nur die Alltags-Routinen sind wichtig, sondern auch die Beziehungs-Routinen. Es braucht Verbindung. Und bewusste Einzahlungen aufs Beziehungskonto.
Wir haben ein Abendritual: Wenn sie gegen 20:30 oder spätestens 21:00 Uhr im Bett ist, komme ich noch eine halbe Stunde zu ihr. Ich setze mich zu ihr, massiere ihre Füße oder Hände, wir plaudern, sie erzählt mir, was sie beschäftigt – und manchmal kuscheln wir auch einfach nur. Danach beginnt meine Zeit – oder Paarzeit – oder in letzter Zeit: wieder Arbeitszeit. Nur leider war ich so im Tunnel, so sehr in meinem "Ich muss das noch fertig machen"-Modus, dass ich dieser halben Stunde immer weniger Aufmerksamkeit geschenkt habe. Immer öfter haben wir es abends gar nicht geschafft - weil sie getrödelt hat, das Abendessen doch länger gedauert hat, oder was weiß ich. Es war 21:00 Uhr und ich war oft kurz angebunden, ungeduldig – oder kam nur mehr für das "Gute Nacht". Tür zu. Laptop auf.
Und weißt du, was dann passiert ist?
Im Alltag sind die üblichen kleinen Reiberein geblieben – und sie wurden plötzlich spürbarer. Diese notwendigen Abhebungen vom Beziehungskonto: "Räum bitte deine Socken weg." "Mach bitte dein Bett bevor du gehst." "Richte bitte den Badezimmerteppich." "Hol bitte deine Jausenbox aus der Schultasche." "Du musst noch mit dem Hund raus gehen – ja, es ist deine Aufgabe." – All das blieb bestehen. Und gleichzeitig fiel die große tägliche Einzahlung weg.
Anfangs hat sie weiterhin mitgemacht, wenn ich sie um etwas gebeten habe. Vieles läuft ohnehin schon automatisch bei ihr. Doch dann schlich es sich ein:
- ein Augenrollen hier
- ein genervtes "Gleich" da
- ein Seufzer, wenn ich sie um etwas bat.
Und ich merkte: Unsere Verbindung war dünner geworden. Nicht weg – aber zarter, verletzlicher.
Und umso weniger wir abends verbunden waren, desto öfter hatte ich tagsüber das Gefühl, dass sie mir "auf die Nerven geht". Ihre kleinen Widerstände kamen mir plötzlich respektlos vor. Ich war schneller genervt.
Und ich ertappte mich bei Gedanken wie: "Wenn du die Augen verdrehen kannst, wenn ich dich bitte, die Socken aufzuheben, dann hol dir deine Wasserflasche abends halt selbst." Und ich bin sicher, sie dachte sich: "Wenn du nicht mal mehr Zeit für mich hast, warum soll ich dann deine Ordnungsvorstellungen erfüllen? Das mit den Socken stört ja eh nur dich. Und warum darfst du eigentlich immer deinen Laptop im Wohnzimmer liegen lassen, aber ich meine Sachen nicht."
Und genau das ist so ein wichtiger Punkt, den wir uns immer wieder bewusst machen dürfen: Unsere Kinder – gerade Teenager – haben oft noch nicht denselben Ordnungssinn oder das Bedürfnis nach Sauberkeit. Vieles, was sie tun, tun sie für uns. Aus Rücksicht, aus Kooperation, aus Beziehung. Weil es für uns wichtig ist – nicht, weil es sie stört, wenn die Jausenbox noch in der Tasche ist oder der Teppich im Bad verrutscht ist.
Und wenn dieser Beziehungsfaden dünner wird – wenn das Beziehungskonto leerer ist – dann ist Kooperation plötzlich nicht mehr selbstverständlich.
- Dann wird verhandelt.
- Dann wird gezögert.
- Dann kommt Widerstand.
Was mir diese Wochen also nochmal ganz deutlich gemacht haben:
👉 Kooperation ist kein Zufallsprodukt. Sie basiert auf Beziehung.
Und diese Beziehung braucht Einzahlungen.
- Kleine, feine Rituale.
- Momente, in denen wir präsent sind.
- Zuhören. Einfach da sein.
- Ohne Aufgabe, ohne Ziel.
Und ja – Routinen helfen dabei. Weil sie Orientierung und Sicherheit geben. Weil sie dafür sorgen, dass wir nicht jeden Tag denken muss und immer wieder das gleiche sagen müssen. Sondern weil es klar ist. Weil die Energie für Verbindung zur Verfügung steht.
Unsere Kinder wollen im Grunde kooperieren – ihnen ist die Beziehung zu uns sehr wichtig - sie sind sich auch ihrer Abhängigkeit von uns bewusst - aber eben nur wenn sie innerlich sicher und in Beziehung sind. Und genau da setzen Routinen an - die Alltagsroutinen für weniger Diskussionen und die Beziehungsroutinen für Verbindung.
Diese Erkenntnis rüttelt mich immer wieder wach, wenn ich wieder einmal merke, dass mein Kind unkooperativ wird. Ich habe unsere Abendroutine bewusst zurückgeholt. Nicht als Pflichttermin – sondern als bewusste Wahl und weil ich es selbst wichtig nehmen muss - für meine Verbindung zu meinem Kind. Und weißt du was? Schon nach wenigen Tagen war wieder mehr Leichtigkeit im Alltag. Weniger Augenrollen. Mehr Vertrauen. Mehr Miteinander.
Es ist nicht die eine Lösung für alles – aber ein zentraler Baustein für ein gelingendes Familienleben. Wir müssen unser Familiensystem verstehen, um nachhaltige Veränderung zu erzielen.💛
Vielleicht magst du diese Woche mal beobachten:
- Wo gibt es kleine Rituale, die euch tragen – und die vielleicht eingeschlafen sind?
- Wo könntet ihr (wieder) verbindende Routinen etablieren?
- Und wie sieht eure Balance auf dem Beziehungskonto gerade aus?
Möchtest du lernen, wie du dein eigenes Verhalten reflektierst und dein Kind liebevoll in seiner Entwicklung begleitest?
Dann werde Teil meiner Lernplattform & Elterncommunity!
Dort findest du Trainings zu einfühlsamer und klarer Kommunikation, Grenzen setzen ohne Strafen und dem Umgang mit herausfordernden Emotionen – den eigenen und denen deines Kind.
Denn wir müssen nicht perfekt sein. Und wir müssen vor allem nicht alles allein schaffen!
Wir können jeden Tag ein bisschen bewusster handeln. 🧡
Alles Liebe & hoffentlich bis bald
Deine Nadja