Das Beziehungskonto – Warum unsere Kinder manchmal so widerständig sind!
Mar 13, 2025
Kennst du das? Der Alltag rast nur so dahin. Arbeit, Haushalt, Termine – eine To-Do-Liste, die nie kürzer wird. Und irgendwo dazwischen sind unsere Kinder. Wir sehen sie, wir reden mit ihnen, aber irgendwie bleibt keine Zeit für die wirklich wichtigen Gespräche.
So war es auch bei uns in den letzten Wochen.
Meine Tochter ist mittlerweile sehr selbstständig. Sie macht viel allein, braucht mich oft gar nicht mehr so, wie früher. Aber seit drei Wochen will sie mit mir über ihre Handyzeit reden. Immer wieder hat sie es angesprochen – und ich habe es auf die Familienkonferenz am Wochenende verschoben.
Jedes Mal dachte ich: "Dafür nehmen wir uns dann am Sonntag Zeit."
Aber dann kam das Wochenende – und es war wieder voll.
Audit-Gespräche, Fotoshooting, Handball-Match, Freunde treffen, ein Besuch am See, noch schnell die letzten Besorgungen… Und plötzlich war wieder Montag – ohne, dass wir Zeit gefunden hätten, um in Ruhe über das Thema zu sprechen.
Und dann kam die Rechnung dafür.
Ein Familienrat voller Emotionen
Normalerweise haben wir einmal pro Woche eine Familienkonferenz.
Das ist nicht einfach nur ein normales Gespräch – es ist eine feste Zeit, die wir als Familie füreinander reservieren. Wir setzen uns zusammen, Handys weg, Aufmerksamkeit bei den anderen, folgen einer ganz klaren Struktur, gehen Thema für Thema durch, diskutieren, besprechen, finden gemeinsam Lösungen für unsere Herausforderungen – und danach machen wir es uns gemütlich. Manchmal schauen wir danach noch gemeinsam einen Film, spielen etwas oder kuscheln eine Runde auf der Couch.
Der Familienrat ist also nicht nur ein Ort für Diskussionen, sondern auch eine riesige Einzahlung auf unser Beziehungskonto.
Der Familienrat bietet unserer Kindern:
👉 Ungeteilte Aufmerksamkeit
👉 Einen sicheren Raum, in dem sie gehört werden
👉 Das Gefühl, dass ihre Meinung zählt und sie mitgestalten dürfen
Natürlich bedeutet das nicht, dass es immer harmonisch abläuft.
Manchmal ist es richtig heftig.
So wie dieses Mal.
Weil wir die Familienkonferenz in den letzten Wochen ausfallen lassen hatten, war alles aufgestaut. Und das hat sich entladen.
Meine Tochter war mehrfach so frustriert, dass sie aufgesprungen und aus dem Zimmer gelaufen ist. Sie konnte einfach nicht mit uns reden.
Und ich?
Ich habe versucht, ruhig zu bleiben. Die Emotionen laufen zu lassen. Ihr Raum zu geben. Immer wieder bin ich zu ihr gegangen, habe sie eingeladen zurückzukommen. Habe ihr gesagt, dass ich da bin, wenn sie bereit ist.
Beim letzten Mal, als sie wieder weglaufen wollte, habe ich dann klar und liebevoll eine Grenze gesetzt:
"Mein Schatz, ich verstehe, dass es dir gerade zu viel ist. Wenn du jetzt nicht mehr mitreden kannst, dann werde ich jetzt eine Übergangsentscheidung treffen, die für die kommende Woche gilt und nächste Woche können wir diese Entscheidung noch einmal neu besprechen."
Ich war nicht vorwurfsvoll. Ich war nicht verärgert. Ich war klar.
Das war ein Wendepunkt und wir haben es dann doch geschafft noch eine gemeinsame Lösung zu finden.
Nach der Konferenz, eine Stunde später, kam Leyla zu mir:
"Es tut mir leid, dass ich heute so oft weggelaufen bin… aber manchmal kann ich einfach nicht mit euch reden."
Das hat mich so berührt. Und es hat mir wieder bewusst gemacht, wie wichtig regelmäßige Familienkonferenzen sind, damit sich nicht so viele Emotionen aufstauen, dass man das Gefühl hat "man kann gar nicht mehr miteinander reden".
Was ist eine Familienkonferenz eigentlich?
Vielleicht fragst du dich jetzt:
"Familienkonferenz– was genau ist das? Und wie funktioniert das?"
Die Familienkonferenz ist ein regelmäßiges Treffen, bei dem alle Familienmitglieder über anstehende Themen sprechen. Das müssen nicht immer Konfliktthemen sein. Das beinhaltet alle Themen, die die Kinder auch betreffen.
- Wer übernimmt welche Aufgaben?
- Was läuft gut?
- Wo gibt es Probleme oder Wünsche?
- Welche Regeln oder Abmachungen müssen neu besprochen werden?
- Was gibt es nächste Woche zu essen?
- Wohin fahren wir als nächstes aus Urlaub?
Dabei geht es nicht darum, dass die Eltern entscheiden und die Kinder zustimmen müssen – sondern um gemeinsame Lösungen.
Das stärkt nicht nur die Beziehung in der Familie, sondern gibt Kindern auch das Gefühl, dass ihre Meinung zählt.
Dieses Tool kann jede Familie nutzen – und auf meiner Lernplattform gibt es ein eigenes Modul dazu, in dem du Schritt für Schritt lernst, wie du eine Familienkonferenz erfolgreich einführst und durchführst.
Der Alltag ist ein Beziehungskiller
Kennst du das?
Wir Eltern sind oft die "Ansager" im Familienalltag.
Wir sagen, wann es Zeit ist aufzustehen, die Zähne zu putzen, das Licht auszuschalten.
Wir erinnern an Hausaufgaben, Regeln und Abmachungen.
Und wenn es nicht läuft, dann meckern wir.
Das Problem?
Es gibt zu wenig positive Begegnungen.
Zwischen "Zieh deine Schuhe an!" und "Warum liegt deine Jacke schon wieder hier?" bleibt oft wenig Raum für echte Verbindung.
Hier kommt das Beziehungskonto ins Spiel.
Das Beziehungskonto – Ein unsichtbarer Faktor in jeder Familie
Stell dir vor, deine Eltern-Kind-Beziehung ist wie ein Konto.
👉 Jedes Mal, wenn du dein Kind kritisierst, wenn du eine Grenze setzt, wenn du Nein sagst – machst du eine Abhebung.
👉 Und jedes Mal, wenn du lachst, kuschelst, zuhörst, gemeinsam Spaß hast – machst du eine Einzahlung.
Wenn das Konto im Plus ist, läuft es gut. Dein Kind fühlt sich geliebt, sicher, verbunden.
Aber wenn das Konto ins Minus rutscht, wird es schwierig.
Dann passiert genau das, was wir gerade erlebt haben:
- Dein Kind wird dünnhäutig.
- Es reagiert empfindlicher auf alles.
- Es zweifelt an eurer Bindung.
- Es fühlt sich nicht gesehen, nicht gehört, nicht wichtig genug.
Und für Kinder ist dieses Gefühl existenzbedrohlich.
Denn sie wissen, dass sie von uns abhängig sind. Und wenn sich dann auch noch die emotionale Verbindung unsicher anfühlt, ist das für sie wie ein innerer Alarm, der losgeht.
Dann sind sie wütend, traurig, frustriert.
Dann streiten sie mehr mit Geschwistern.
Dann rebellieren sie, ziehen sich zurück oder explodieren bei den kleinsten Dingen.
Genau das ist passiert. Und genau das war unser Weckruf.
Was kannst du tun?
1️⃣ Nimm dir bewusst Zeit für dein Kind.
Ein gemeinsames Spiel, eine kleine Überraschung, eine Umarmung – all das sind Einzahlungen auf euer Beziehungskonto.
2️⃣ Richtet eine feste Familienkonferenz ein.
Einmal pro Woche, um die wichtigen Themen in Ruhe zu besprechen. Ohne Stress, ohne Zeitdruck.
3️⃣ Verstehe, dass Kinder sich nicht absichtlich "schwierig" verhalten.
Ihr Verhalten ist ein Spiegel für die Beziehungsqualität. Wenn dein Kind sich oft widersetzt oder "anstrengend" ist – schau nicht nur auf das Verhalten, sondern frag dich:
"Wie sieht unser Beziehungskonto gerade aus?"
4️⃣ Lerne, dein Kind emotional zu begleiten.
Kinder müssen lernen, ihre Gefühle auszudrücken – und wir können ihnen dabei helfen. Mit Aktivem Zuhören, Spiegeln, Ich-Botschaften und Wiedergutmachung.
All das kannst du auf meiner Lernplattform lernen.
👉 Wie du das Beziehungskonto füllst.
👉 Wie du emotionale Krisen entschärfst.
👉 Wie du mit Wut, Frust und Streit konstruktiv umgehst.
Denn eine gute Eltern-Kind-Beziehung ist kein Zufall – sie ist das Ergebnis von bewussten Entscheidungen.
Unser Fazit
Für uns ist klar: Wir brauchen unsere Familienkonferenz wieder – und zwar regelmäßig.
Wie sieht dein Beziehungskonto gerade aus?
Falls du dir Unterstützung wünschst, schau auf meiner Lernplattform inkl. Elterncommunity vorbei. Dort findest du alles, was du brauchst, um die Beziehung zu deinem Kind aktiv zu stärken – und die Herausforderungen des Alltags gelassener zu meistern.
Denn liebevolle Elternschaft ist erlernbar.
Alles Liebe & hoffentlich bis bald
Deine Nadja